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Warum Psycholog*innen im Unternehmen?

Anna

Autor:
Anna

Rubrik:
studium

19.05.2024

Und du studierst BWL? Das wurde ich in meinem Praktikum in der Personalabteilung regelmäßig gefragt. Meine Antwort: Nein, Psychologie im Master mit Fokus auf Personalauswahl und -entwicklung. Darauf habe ich häufig überraschte Blicke erhalten. Und diese erste Reaktion kann ich sogar total nachvollziehen. Wozu braucht man denn Psycholog*innen in einer Personalabteilung?

Darüber habe ich mir im Praktikum viele Gedanken gemacht und mal einige mögliche Einsatzbereiche zusammengetragen:

  • Personalauswahl/Recruiting: Im Psychologiestudium lernen wir, wie man gute und wertschätzende (Vorstellungs-)Gespräche aufbaut, sodass beide Seiten die Informationen bekommen, die sie brauchen, um zu beurteilen, ob Bewerber*in und Stelle „zusammenpassen“. Dabei geht es ganz und gar nicht darum, Menschen zu „analysieren“, nur, weil jetzt ein*e Psycholog*in im Bewerbungsgespräch sitzt – das ist „Küchentischpsychologie“, wie einer meiner Professoren sagen würde. Meine Erfahrung ist tatsächlich die Gegenteilige: Im Studium lernen wir, strukturiert und fair vorzugehen und uns eigener Verzerrungs- und Urteilstendenzen (zum Beispiel der Bevorzugung von Menschen, die uns selbst ähnlich sind) bewusst zu werden und damit umzugehen.
  • Personalentwicklung: Das ist ein sehr psychologischer Bereich, der über die reine Planung von Aus- und Weiterbildung hinausgeht und sich auch mit Fragen beschäftigt wie: Was kann die Person gut? Wo kann/sollte sie sich noch weiterentwickeln? Wo möchte sie beruflich hin? Ganz konkret werden besonders für Führungskräfte häufig (mehr oder weniger professionelles) Coaching, Feedback von verschiedenen Beteiligten und teils sogar (mehr oder weniger psychologisch valide) Persönlichkeitstests eingesetzt. Im weiteren Sinne zählt zur Personalentwicklung aber bereits das „Onboarding“, also eine gut strukturierte und willkommenheißende Einarbeitung neuer Mitarbeitender.
  • Betriebliches Gesundheitsmanagement: Hier können Psycholog*innen zum Beispiel Kurse zu Stressmanagement oder Achtsamkeit organisieren, aber auch Mitarbeitendenumfragen durchführen und eine erste Anlaufstelle bei Problemen wie Mobbing darstellen. Auch das betriebliche Wiedereingliederungsmanagement nach längerer Krankheit, das oft für die Betroffenen sehr belastende Gespräche mit sich bringt, ist meiner Meinung nach eine recht psychologische Aufgabe.

Letztlich gilt: In jedem Unternehmen arbeiten Menschen und diese sollten sich wohlfühlen. Das hat dann auch wirtschaftliche Vorteile, wie etwa geringere Fluktuation und Krankheitszeiten. Meine (zugegebenermaßen sehr psychologiestudierendengeprägte) These ist also: Wir brauchen mehr Psycholog*innen in unseren Unternehmen!