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Master live: In Zeiten von Corona

Ein Porträt-Foto von Moni

Autor:
Moni

Rubrik:
studium

29.04.2020

Eigentlich dachte ich, meine nächsten Blogeinträge würden andere Themen umfassen: den langersehnten Umzug in eine gemeinsame Wohnung mit meinem Freund, abwechslungsreiche Ausflüge mit Freundinnen, den Beginn des Sommersemesters. Nun hat Corona uns allen einen Strich durch die Rechnung gezogen und jeden von uns betrifft diese Pandemie auf ganz eigene, individuelle Art und Weise. Für mich bedeutet es, dass ich meinen Mietvertrag in meiner WG verlängern musste, eine Weile nicht arbeiten konnte und daraufhin zu meinem Freund nach Erlangen fuhr, um die Zeit gemeinsam auszusitzen.

Irgendwie habe ich ein schlechtes Gewissen, dass sich in der Blase der Zweisamkeit für mich alles fast genauso anfühlt wie früher. Denn gleichzeitig passiert so viel Leid auf der Welt. Viele Menschen haben ihre Arbeit verloren und haben existenzielle Sorgen, andere sind einsam, weil sie alleine leben. Gewalt in Beziehungen tritt häufiger auf. Eltern müssen Homeschooling und Homeoffice miteinander vereinbaren. Und vielen Menschen fällt schlicht und ergreifend die Decke auf den Kopf. Selten zuvor war mir mein Privileg so sehr bewusst, wie in dieser Situation.

Trotz der Isolation haben wir beide nicht ansatzweise das Gefühl, uns zu Hause zu langweilen. Mein Freund ist Psychologe und arbeitet auf Hochtouren, um psychisch labile Menschen in der Krisenzeit mit gezielten Online-Trainings zu unterstützen, und ich schreibe an einem Essay für die Uni, habe an einem freiberuflichen Auftrag gearbeitet und bringe meinen Buchblog auf den neusten Stand. Immerhin freuen sich jetzt vielleicht noch mehr Menschen über Buchtipps. Treffen finden nun virtuell statt: Mit meiner Mutter skype ich ohnehin regelmäßig und mit meinen Freundinnen treffe ich mich auch per Videochat. Bücher, Serien und neue Rezepte auszuprobieren füllt die restliche Zeit.

Und wie geht es nun weiter? In den nächsten Wochen werde ich wohl doch wieder nach Berlin zurückfahren, da ich nach einiger Ungewissheit meinen Werkstudentenjob behalten kann, wofür ein Besuch im Büro leider unabdingar ist. Ich bin sehr gespannt, wie sich das digitale Sommersemester einspielen wird und welche Herausforderungen und Chancen diese Art und Weise, zu lernen, mit sich bringen wird. Fest steht: wir werden alle etwas verändert aus dieser Krise hervorgehen – und ich frage mich, wie die Welt in ein paar Monaten wohl aussehen wird.