Rubrik:
studium
04.12.2020
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Autor:
Ferdinand
Rubrik:
studium
04.12.2020
„Schwarz wie meine Seele“, trank meine Physiklehrerin immer ihren Kaffee. Ich bin da eher so der „nicht zu stark und reichlich Milch“-Typ. Doch ganz gleich, wie wir unseren Kaffee trinken, ob wir auf entkoffeinierten Bio-Lupinenkaffee stehen, so wie meine Mitbewohnerin, oder einfach den zweitbilligsten Bohnenkaffee aus Wiener Röstung bevorzugen, so wie ich (ob hier der Slogan „Inspiriert Poeten seit 1862“ das entscheidende Kaufargument ist?) – in Zeiten der Pandemie, des Lockdowns, der geschlossenen Kaffeehäuser, so mein Gefühl, kommt dem Getränk eine ganz neue Relevanz zu.
Auch meine Dozentin eines Lektorats-Seminars merkte neulich an: „Bitte entschuldigen Sie das Schlürfen, normalerweise trinke ich ja keine Heißgetränke in Lehrveranstaltungen. Aber in diesem Online-Format muss das einfach sein.“ Sie sprach mir aus der Seele. Mein Kaffeekonsum war bisher eher durchschnittlich, in den letzten Monaten ist er jedoch in die Höhe geschnellt wie die Infektionszahlen in Mitteleuropa.
Bevor ich mich nach dem Frühstück an den Schreibtisch setze, schütte ich einige Bohnen in meine elektrische Mühle, deren Getöse mindestens die ganze WG, vermutlich wohl aber eher das ganze Stockwerk weckt. Während ich dann bereits die ersten Wörter für eine Übersetzung nachschlage oder mich daran mache, sonstigen digitalen universitären und außeruniversitären Verpflichtungen nachzugehen, höre ich dann schon bald das Brodeln und Zischen vom Herd: Kaffee ist fertig.
Dass ich den Kaffee trinke, um wach zu werden, streite ich aber ab. Vielmehr geht es um das Trinken an sich – und alles, was dazu gehört. Während man den ganzen Tag auf den Rechner starrt, ist es manchmal ganz angenehm, den Blick abzuwenden, um zu kontrollieren, wieviel Kaffee noch in der Tasse ist. Manchmal umgreife ich einfach nur die Tasse, um meine halb erfrorenen Hände etwas zu wärmen. Darüber hinaus ist meine Kaffeetasse auf dem Schreibtisch ein hervorragender Zeitindikator. Statt auf die Uhr zu schauen, trinke ich einen Schluck Kaffee. An seiner Temperatur merke ich, wie lange ich schon beschäftigt bin. Manchmal passiert es dabei sogar, dass ich so konzentriert arbeite, dass ich bei der Berührung meiner Lippen mit dem Getränk unangenehm überrascht werde, es ist schon kalt.
Wenn ich ausgetrunken habe, bin ich manchmal ein wenig betrübt, aber zwei große Tassen vertrage ich einfach nicht. Also bringe ich den Becher hinüber in die Küche, spüle vielleicht die Mokkakanne ab – und dann geht es zurück an den Schreibtisch, bis ich morgen wieder hiersitzen werde, mit dem einzigen sozialen Kontakt im Lockdown, meinem Kaffee.
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