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Medizin studieren: Blut spenden

Ein Porträt-Foto von Maril

Autor:
Maril

Rubrik:
studium

07.12.2020

Da es immer so intellektuell klingt, mit einem Faust-Zitat einzusteigen, werde ich das dieses Mal auch versuchen: "Blut ist ein ganz besondrer Saft."
Sich als Naturwissenschaftlerin auf einen der bekanntesten deutschen Poeten zu berufen, dessen Naturforschung und wissenschaftliche Arbeiten im Vergleich zu seinen literarischen Werken nicht wirklich bedeutend waren, erscheint vielleicht etwas seltsam. Doch meine Physik- und Anatomie-Professor*innen schien das auch nicht zu stören, als sie dieses Zitat in ihren Vorlesungen immer wieder fallen ließen. Warum auch nicht? Im Grunde kann man unter diesem Zitat nämlich viele der besonderen Eigenschaften des Blutes und seine Bedeutung zusammenfassen. Aber auf was ich eigentlich hinaus möchte, ist das Thema Blutspende.
Als ich mir zu meinem 18. Geburtstag klarmachte, was ich nun alles machen darf, kann und muss, fiel mir auch das Thema Blutspende ein. Nicht einfach so: Ich hatte zuvor einen emotionalen Artikel über den Mangel an Blutkonserven in Krankenhäusern gelesen. Und so ging ich bei der nächsten Gelegenheit Blut spenden. Ich war schon ein bisschen aufgeregt, befürchtete dass ich zu wenig getrunken hätte und ohnmächtig werden würde oder mein Eisenwert zu niedrig wäre, um überhaupt spenden zu dürfen. Am Ende passierte nichts dergleichen und ich habe ich mich sehr gut aufgehoben gefühlt. Ich möchte gar nicht leugnen, dass eine Blutspende nicht unbedingt spurlos an einem vorbeigeht. Ich denke, für die meisten Menschen ist es physisch spürbar, dass ihnen gerade ein halber Liter Blut abgenommen wurde und für Leute, die kein Blut sehen können oder sich vor Kanülen und dem kurzen Schmerz fürchten, ist es natürlich alles andere als eine schöne Erfahrung. Auf der anderen Seite steht jedoch der große, der wirklich große Nutzen, den jede Blutspende bringt. Wie wichtig jeder Tropfen dieses „ganz besondren Saftes“ ist, brauche ich vermutlich keinem zu erklären. Und genau das verwundert mich häufig. Viele von meinen Bekannten wissen, wie wichtig es ist und mit wie wenig Aufwand sie helfen können, doch trotzdem tun sie es nicht. Und ich frage mich dann: Warum? Warum sind es laut DRK nur knapp drei Prozent der deutschen Bevölkerung, die spenden? Als Frau darf man sowieso nur maximal viermal im Jahr Blut spenden, als Mann sechsmal. Ist das denn wirklich zu viel verlangt? Was hält die Leute ab? Bequemlichkeit, Unwissenheit, Zeitmangel, die Umstände? Es gibt genug Fälle, die aus medizinischen Gründen nicht Blut spenden dürfen, weil sie nicht den Richtlinien entsprechen. Doch für einen gesunden Durchschnittsmenschen spricht nicht wirklich etwas dagegen. Vielleicht bin ich auch zu hart und übersehe etwas – ich lasse mich gern belehren, wenn dem so ist. 
Doch es wäre der ganzen Sache schon sehr gedient, wenn jeder, der darf, es einfach mal ausprobieren würde mit dem Blutspenden. Wenn man feststellt, dass man es nicht gut verträgt oder andere Probleme aufkommen, ist das doch völlig verständlich. Aber aus Angst und vorgeschobenen Gründen oder einfach nur, weil man es verdrängt und vor sich her schiebt, es gar nicht erst zu versuchen, halte ich für keine gute Idee – und es macht mich zugegebenermaßen auch ein wenig wütend.