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Medizin studieren: Der Lernplan

Ein Porträt-Foto von Maril

Autor:
Maril

Rubrik:
studium

05.07.2022

Es ist soweit, mein Physikum-Lernplan beginnt. Ich kann es noch gar nicht so richtig glauben. Vor gefühlt kurzer Zeit war ich noch ein ahnungsloser Humanmedizin-Ersti und nun, fast vier Semester später, bin ich nicht bereit einzusehen, dass ich im August mein erstes Staatsexamen schreiben soll. Der Prüfungsantrag ist schon abgeschickt, d.h. rein faktisch kann ich sowieso nicht mehr zurück.

Vom Gefühl her allerdings schon. Und jetzt sehe ich auf meinen eng getakteten Zeitplan für die nächsten Wochen. Lernen, lernen, lernen. Jeden Tag mindestens ein großes Thema, wenig Zeit für Wiederholungen. Da drängt sich natürlich eine bestimmte Frage auf: Wie soll ich das nur schaffen?! Wenn ich mit Kommiliton*innen rede, scheint das auch der Grundtenor zu sein. Natürlich haben es auch schon viele vor uns geschafft und natürlich ist das zweite und dritte Staatsexamen eigentlich der schwierigere Teil des Studiums. Ja-ha, ich weiß! Angst und Stress sind aber nun einmal nicht wirklich dafür bekannt, der Logik zugänglich zu sein. Stattdessen muss man es aushalten und hoffen, dass es bald vorbeigeht. Kurze Panikattacke und weitermachen, so lautet das Motto.

Und dann erkennt man natürlich auch die guten Seiten. Zum Beispiel ist ein gut strukturierter Lernplan schon mal ein guter Anfang. An manchen Tagen nimmt man sich auch ein weniger kompliziertes Thema vor – und dann ist man oftmals schon um 14 Uhr fertig und kann sich in der Sonne entspannen. Niemand kann durchgängig nur lernen, aber ich gebe zu, dass manche Mediziner*innen da sehr nah herankommen ...

Was mir hilft, das ist die Routine. Im Idealfall laufen meine Tage also folgendermaßen ab: Morgens gehe ich in die Bibliothek, lese mir den gesamten Stoff für diesen Tag mehrmals durch und beantworte (beziehungsweise kreuze an) ein paar Altfragen. Dann ist es Mittag und ich gehe mit Kommiliton*innen in der Mensa essen. Danach geht es nach Hause oder in den Park, wo ich den Stoff noch einmal laut für mich aufsage und wiederhole. Meistens habe ich so noch einen Teil des Nachmittags und den Abend für mich.

So anstrengend klingt das gar nicht, oder? Aber manchmal fehlt eben die Motivation und womöglich auch Hirnkapazität. Man versucht sich stundenlang irgendwelche Details ins Gehirn zu prügeln – mit mäßigem Erfolg. Doch man hat nur den einen Versuch, nur den einen Tag für das eine Thema. Viel Puffer kann man gar nicht einplanen, es sei denn, man hat schon Monate vorher angefangen. Was ich nicht getan habe, Asche auf mein Haupt. Allerdings hatte ich bis vor wenigen Tagen noch den normalen Studienalltag und Prüfungen zu bewältigen. Mehr als den 60-Tage-Lernplan habe ich von „offizieller“ Seite auch nicht gefunden, mehr Zeit scheint also nicht vorgesehen zu sein. Man muss wohl nur erst einmal in den Lernflow hineinkommen, genügend Ausgleich schaffen, sich nicht unnötig fertigmachen – die üblichen Tipps eben. Irgendwie wird es schon gehen, noch bin ich ganz am Anfang. Da sei mir ein gesunder Optimismus gestattet.