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Medizin studieren: Fürs Staatsexamen lernen

Ein Porträt-Foto von Maril

Autor:
Maril

Rubrik:
studium

14.07.2022

Das ist so die Krux mit diesem Lernplan. Da hat man sich alles so schön zurechtgeplant und dann funkt einem plötzlich die Realität dazwischen. Und ich meine nicht, dass ich das Gefühl habe, mir nicht wirklich alle Details merken zu können, dass die Zeit wie im Flug zu vergehen scheint oder, dass das Arbeitspensum für einen Tag dann doch manchmal ganz schön hoch ist. Nein, ich meine die ganzen anderen kleinen Sachen drum herum, die dazu führen, dass mein Plan nicht aufgeht. Kopfschmerzen zum Beispiel – mein Todfeind. Oder das schweißtreibende Wetter. Oder dann doch mal die etwas längere Mittags- bzw. Kaffeepause, wenn ich mich mit meinen Kommiliton*innen verquatsche. Dann hier ein Großputz, da etwas zu lange prokrastiniert und schon lerne ich doch bis spätabends, damit ich das Modul für den betreffenden Lerntag schaffe. Logischerweise passiert das nicht immer, doch vermutlich häufiger, als ich es erwartet hätte. Es schlaucht, wenn sich das Erste und das Letzte, was du an einem Tag machst, um Anatomie/Physiologie/Biochemie dreht – selbst wenn du dazwischen lange Pausen machst.

Aber manchmal geht es nicht anders. Ich bemerke es – ganz typisch – daran, dass ich einen Absatz dreimal lesen muss, um überhaupt zu verstehen, worum es grob geht. Vom Auswendiglernen ganz zu schweigen. Dann weiß ich: Aha, dein Gehirn hat sich gerade verabschiedet – Zeit für einen Spaziergang, ein Nickerchen, einen Snack, Koffein oder ein bisschen Musik. Und irgendwie lässt sich auch erahnen, dass so etwas häufiger vorkommt, je mehr Tage man mehr oder weniger ausschließlich mit dem Lernen verbringt. Manchmal fängt es schon morgens an. Ich setze mich in der Bibliothek an meinen Platz, habe mir alles schön zurechtgelegt, will anfangen – und schaffe es dann doch nicht. Mein Gehirn fühlt sich dann an wie ein PC, der noch mit Windows 7 läuft. Mittlerweile habe ich es aufgegeben, mich für meine Pausen zu schämen oder vor mir selbst zu rechtfertigen – selbst wenn ich sie schon an den Anfang des Tages lege. Es bringt ja auch nichts, krampfhaft dagegen anzukämpfen. Andererseits führt diese „Ich höre auf mein Bauchgefühl“-Einstellung auch dazu, dass ich schneller bzw. früher aufgebe. Dann prokrastiniere ich ein wenig länger, weil ich mir einrede, dass es gerade sowieso nichts wird mit meiner Hirnleistung. Kein Wunder, dass ich da auch mal am Ende des Tages unter Zeitdruck gerate. Es geht wohl schlussendlich darum, sich selbst am Riemen zu reißen und durchzuhalten, ohne sich dabei völlig aufzureiben.

Einen kleinen Tipp habe ich mir mittlerweile erarbeitet: Damit man nicht das Gefühl hat, völlig hinter seinem Lernplan zu verschwinden, sollte man sich immer vor dem Schlafengehen ein bisschen Zeit für sich nehmen. Egal, ob mit einer Tasse Tee oder einem Glas Wein am Fenster sinnierend in die Ferne schauen, ein Kreuzworträtsel lösen, irgendetwas anhören oder ein Buch lesen – man braucht diese Zeit der Entspannung, sonst dreht man völlig durch. Und darüber hinaus natürlich ab und zu noch einen freien Tag, ein Essen mit Freunden, Kino, Theater, Konzert – was einen auch immer glücklich macht. Das kann man sich gönnen und trotzdem das Staatsexamen bestehen, das ist meine These. Und ich habe vor, diese in zwei bis drei Monaten zu bestätigen.