zum Inhalt

Medizin studieren: Gut gemeint

Ein Porträt-Foto von Maril

Autor:
Maril

Rubrik:
orientieren

28.01.2021

Die meisten meiner Bekannten, Verwandten und Freunde hielten es für eine logische Konsequenz aus meinem Notenschnitt und meinem sonstigen Verhalten und Interessen, dass ich Medizin studieren würde. Das hielt sie natürlich nicht davon ab, mich immer wieder zu fragen, ob ich mir das denn auch gut überlegt hätte. Sie malten dabei alle ein recht düsteres Bild von meinem zukünftigen Studien- und Berufsalltag. Als junge Heranwachsende lässt man sich ja generell recht leicht verunsichern. Dabei habe ich, was den Studiengang anbelangt, einen gesellschaftlich anerkannten Lebensweg gewählt. Da erging es einigen meiner ehemaligen Klassenkameradi*nnen schlimmer. Man glaubt es kaum, aber wenn es um die Berufswahl von Jugendlichen geht, fördert das immer wieder veraltete, klischeebelastete und engstirnige Ansichten zu Tage – auch oder eher gerade bei Leuten, von denen man das nicht unbedingt erwartet hätte. Oft sind das im Grunde gut gemeinte Ratschläge, aber viel zu häufig sind es auch einfach nur flapsige Kommentare. Bei der Berufswahl glaubt jeder, mitreden zu können. Jeder kennt über ein paar Ecken jemanden, der zum Beispiel Kunstgeschichte studiert hat und sich jetzt mit irgendwelchen Jobs über Wasser halten muss, die nichts mit dem Studium zu tun haben – um nur ein Beispiel zu nennen. Und das ist wieder mal ein kleiner Beweis für die Theorie, dass gut leider viel zu oft das Gegenteil von gut gemeint ist. Aus diesem Grund ein kräftiges und optimistisches „Kopf hoch!“ an all die Menschen draußen, deren Pläne nicht den Vorstellungen anderer entsprechen.

Mir wurde auch oft Angst vor den Anforderungen des Medizinstudiums gemacht. Diese Vorhersagen und Warnungen wurden dann leider auch vom „Fachpersonal“ bestätigt. Uns wurde nämlich gesagt, dass es lange dauern würde, bis wir die Zusammenhänge in der Medizin verstehen würden. Es war keine wirklich überraschende Ansage, aber sie traf mich sehr unerwartet in der ersten Woche des Studiums. Mit so viel Ehrlichkeit und Pragmatismus gleich am Anfang hatte ich nicht gerechnet.