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Medizin studieren: Märchenstunde

Ein Porträt-Foto von Maril

Autor:
Maril

Rubrik:
studium

19.04.2021

Ich könnte heute über das Medizinstudium oder die Tücken und Vorteile eines Zimmers im Studentenwohnheim berichten oder mich über das wechselhafte Wetter und schlechte Verkehrsanbindungen aufregen. Aber nein, heute soll es in meinem Blog um Märchen gehen, denn ein Stück heile Welt tut gut – mir zumindest.

Also, es war einmal eine Medizinstudentin, die sich entspannen wollte. Es ist nämlich so, dass ich nach einem Tag vorm Laptop mit Vorlesungspodcasts, Online-Seminaren, der Überarbeitung von Präsentationsfolien und dem Erstellen von Übersichten doch ziemlich geschafft bin, körperlich wie geistig. Steife Glieder, ein krummer Rücken und trockene Augen – damit hat vermutlich jeder zu kämpfen, der regelmäßig lange vor dem Bildschirm sitzt. Nach einem Spaziergang oder ein bisschen Sport sind zumindest diese Probleme vorläufig wieder behoben. Doch was mache ich zur geistigen Erholung? Lesen und Musik hören, aber natürlich greife ich auch gerne auf Filme und Serien zurück. Doch in letzter Zeit habe ich festgestellt, dass es mir schwer fällt, mich bei der riesigen Auswahl, die die Streaming-Dienste und Mediatheken bieten, zu entscheiden und mir zum anderen vieles zu langwierig ist. Zur Entspannung tragen Serien bei mir nicht bei, denn wenn jedes Episodenende ein kleinerer oder größerer Cliffhanger ist, würde ich immer ein bisschen Nervosität und Anspannung mit mir herumtragen, bis ich wüsste, wie es weitergeht. Ein höchst unbefriedigender Zustand. Dementsprechend schaue ich mir lieber Filme als Serien an.

Tja, und in letzter Zeit bin ich auf den Geschmack von Märchenfilmen gekommen. Sie sind kindgerecht, vorhersehbar, kitschig und voll mit alten Klischees, aber auch hier und da ein paar Weisheiten. Und sie dauern meist nur eine Stunde, was meinem Hang zu relativ kurzweiliger Unterhaltung entgegenkommt. Ich kann nicht genau sagen, was mich an ihnen so reizt. Möglicherweise liegt es daran, dass sie tatsächlich so simpel gestrickt sind, dass ich mich beim Zusehen vollkommen entspannen kann. Das Vorhersehbare ist für mich nicht langweilig, sondern beruhigend und erholsam. Der Kitsch ist nicht unangenehm, sondern wie eine Zuflucht. In der Welt der Märchen wird am Ende alles gut und das bedeutet für mich beim Anschauen eine Stunde Ruhe von der „echten Welt“. Manchmal brauche ich das einfach. Und ab und zu erlebe ich in den (Un)Tiefen des Internets auch ein paar Überraschungen – wie z.B. eine Schwarzweißverfilmung von „König Drosselbart“, die mir durch einen Ausspruch besonders in Erinnerung geblieben ist: „Man soll sich über niemanden erheben und braucht sich vor keinem zu erniedrigen.“ So weltfremd klingt das für mich gar nicht.