Rubrik:
studium
14.03.2022
Autor:
Maril
Rubrik:
studium
14.03.2022
Zum Ende des letzten Semesters hin hat uns unser Praktikumsleiter in der Biochemie eine Einführung in die Praktika des kommenden Sommersemesters gegeben. Eines dieser Praktika stach für mich besonders hervor: „Einfluss der Ernährung auf Harnstoffausscheidung und Stickstoffumsatz“. Für dieses Praktikum braucht es freiwillige Proband*innen, die sich irgendwann im Laufe der Semesterferien einer Diät unterziehen müssen – allerdings nur für vier Tage.
Eine Gruppe ernährt sich in diesen Tagen proteinreich, eine proteinarm und die letzte – als Kontrollgruppe – ausgewogen. Die Proband*innen müssen ein genaues Ernährungsprotokoll führen, in denen sie die verzehrten Mengen an Lebensmitteln aufgeschlüsselt nach Energiegehalt und Zusammensetzung bezüglich der Hauptnährstoffe (Kohlenhydrate, Fette, Proteine) auflisten. Am vierten Tag des Experiments sammeln die Proband*innen den gesamten Harn über 24 Stunden, der sogenannte 24-Stunden-Sammelurin. Davon wird eine Probe entnommen, eingefroren und zum Praktikumstag mitgebracht. Tja, für die Freiwilligen gilt wohl Folgendes: Entweder man wohnt allein, in einer Mediziner-WG oder man hat unempfindliche Mitbewohner*innen, denn nicht jeder kann mit Urinproben im Tiefkühlfach umgehen…
Ich meldete mich freiwillig für die proteinreiche Diät. Da ich das schon immer mal ausprobieren wollte und einem außerdem als Proband*in das Antestat für das Praktikum erlassen wird, schien mir das eine gute Idee. Der Richtwert für die zuzuführende Menge an Protein lag dabei bei täglich mindestens 1,5 g pro Kilogramm Körpergewicht. Dabei sollte man natürlich nicht die Energiemenge von ca. 8000 kJ pro Tag überschreiten. Dieser Wert war als Richtlinie für Frauen zwischen 19 und 25 Jahren angegeben, bei Männern in dem Alter lag er bei circa 10 500 kJ.
Es war schlussendlich gar nicht so leicht, wie ich gedacht hatte. Ich kam ganz schön ins Schwitzen, als es darum ging, irgendwie auf den geforderten Protein-Wert zu kommen. Ich wollte schließlich auch nicht jeden Tag das gleiche essen – obwohl das die Planung wesentlich vereinfacht hätte. Ich begann mir einen genauen Ernährungsplan für die vier Tage Diät aufzustellen. Jetzt erst fiel mir auf, wie sehr meine sonstige Ernährung doch auf Kohlenhydraten und proteinarmen Gemüsesorten basiert. Da ich eigentlich nie Fisch oder Fleisch esse, auch bisher wenig Sinn für Tofu, Sojageschntzeltes oder Seitan gehabt habe und im Allgemeinen wenig spezielle proteinreiche Produkte zu mir nehme, war der Einkauf diesmal ein ziemliches Erlebnis.
Ich bin eigentlich kein Freund von Snacks wie Studentenfutter, Kürbiskernen, Nuss-Kern-Mischungen und dem ganzen sonstigen „Vogelfutter“, wie ich es als Kind immer abschätzig genannt habe. Aber die große Energiedichte (zumindest im Vergleich zu z.B. Schokolade) und der hohe Proteinanteil haben auch diese Sachen auf meinen Speiseplan und somit in meinen Einkaufswagen befördert. Erst jetzt fielen mir die ganzen Produkte auf, die mit dem Zusatz „high protein“ warben, an denen ich früher so achtlos vorbeigegangen war. Ich war bei meinen sonstigen Einkäufen wohl doch ein ziemliches Gewohnheitstier, das quasi immer die gleichen Produkte zu kaufen pflegte. Wie ich nun festgestellt habe, finden seit diesem kleinen Experiment viel häufiger z.B. Nüsse, Tofu und Reis bzw. Nudeln aus Erbsen-, Zucchini- oder Linsenmehl den Weg in meine Küche. Auf Fisch, Fleisch und Unmengen an Skyr und Magerjoghurt habe ich allerdings weiterhin wenig Lust.
Abschließend kann ich sagen, dass diese ultrakurze Diät für mich eina interessanter Einblick war, der meinen Horizont hinsichtlich Ernährung auch im Alltag ein kleines Stück erweitert hat. Allerdings habe ich keine Ahnung, wie Leute das länger als eine Woche aushalten... Ich für meinen Teil liebe Kohlenhydrate einfach viel zu sehr, als dass ich sie in dem Maße durch Proteine ersetzen könnte.
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