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Medizin studieren: Zweifel sind unbequem ...

Ein Porträt-Foto von Maril

Autor:
Maril

Rubrik:
studium

16.05.2022

… aber Gewissheit ist absurd. Das ist leider nicht von mir, sondern von Voltaire. Normalerweise bin ich kein großer Freund von Sinnsprüchen, doch diesen fand ich ganz passend. Er beruhigt mich. Das Problem? Ich zweifle immer mal wieder. An meiner Studienwahl, an mir, an meiner Lebensplanung (wenn man das so nennen will, vielleicht ist „Lebenseinstellung“ hier ein passenderer Begriff). Diese Zweifel am Studium lassen sich nicht immer mit dem üblichen Prüfungsstress oder einem blöden Seminar erklären. Natürlich ist es anstrengend, aber das weiß man ja schon, bevor man sich für ein Humanmedizinstudium bewirbt. Manchmal habe ich aber Sorge, dass ich es nicht schaffen werde, „dass ich einfach nicht dafür gemacht bin“ und dass ich daher lieber aufgeben sollte. Bin ich vielleicht einfach zu blöd? Kann ich das überhaupt schaffen?

Mittlerweile denke ich, dass das aber gar nicht die Frage ist. Das eigentliche Problem ist, ob ich es schaffen will. Ich meine nicht, dass man mit der richtigen Einstellung alles erreichen kann – das wäre vielleicht etwas naiv –, sondern dass man hinter dem stehen muss, was man tut. Dass man sich aktiv für etwas entscheidet und sich nicht selbst sabotiert, sondern es einfach durchzieht. Wobei „einfach“ hier auch nicht das passende Wort ist. Sind wir damit nun bei des Pudels Kern (Meine Deutschlehrerin wäre stolz auf mich!) angelangt?

Ich habe immer, wenn ich darüber nachdenke, meine Eltern vor Augen. Beide haben in einem Fach studiert und sogar promoviert, das sie sich nicht selbst ausgesucht haben. Apropos, spätestens ab hier wird klar, dass es sich hier im Grunde um Luxusprobleme eines privilegierten Akademikerkindes handeln. Sei’s drum, jetzt habe ich schon angefangen.

Zurück zu meinen Eltern. Sie haben es schlichtweg gemacht. Natürlich waren es auch andere Umstände und daher andere Ansprüche ihrerseits. Genau dieses Studium oder eben vermutlich gar keins, das waren die Optionen für sie. Also haben sie es durchgezogen, haben sogar Freude daran gefunden und sind – soweit ich das beurteilen kann – zufrieden in ihren jeweiligen Berufen. Ist es vielleicht wirklich eine Einstellungsfrage? Oder hatten sie einfach sehr viel Glück? Für mich sind sie Beispiele dafür, dass man sich erfolgreich mit etwas arrangieren kann. Es bringt nichts „Was wäre, wenn …?“ zu fragen, zu bedauern, zu bereuen. Wenn man sich auf etwas einlässt, sich dafür entscheidet und es durchzieht, dann kann man damit sehr glücklich werden – obwohl es vielleicht nicht das war, was man sich am Anfang vorgestellt hatte.

Das ist allerdings gar nicht so leicht, finde ich. Man möchte sich schließlich auch nicht in etwas verrennen, sich durch ein Studium, eine Ausbildung oder sonst etwas quälen, nur um am Ende sagen zu können, dass man nicht aufgegeben hat – unglücklich wäre man trotzdem. Ich denke, man muss seine Grenzen kennen. Und meine bezüglich des Studiums ist noch nicht erreicht, das weiß ich.