zum Inhalt

Schülerleben live: Die Sache mit dem Aktivismus

Ein Porträt-Foto von Emma

Autor:
Emma

Rubrik:
orientieren

14.12.2021

Ich kenne mittlerweile viele Menschen, die sich für gesellschaftliche Themen einsetzten. Vor allem Tierschutz, Nachhaltigkeit und Klimawandel sind bei vielen ganz hoch im Kurs. Ich selbst würde mich durchaus dazu zählen. Immer mehr Menschen scheinen sich dafür einzusetzen, die derzeitigen Probleme zu bekämpfen mit dem Ziel, sie zu beseitigen oder zumindest zu verringern. Jeder hat dabei seine eigenen Vorstellungen, wie die Herangehensweise an die Problemlösung sein sollte. Die einen sind dabei radikaler, die anderen offener für Kompromisse. Ich selber habe viele Leute im Freundes- und Bekanntenkreis, die sich für Dinge einsetzen und Zeit, Energie und vielleicht auch Geld in die Umsetzung ihrer Ideen stecken.

Was ich dabei aber schwierig finde ist, wenn Leute nur in Schwarz-Weiß denken. Wer sich vegan ernährt und für sich selbst den Klimawandel an oberste Stelle setzt (was aufgrund der wissenschaftlichen Erkenntnisse vielleicht sogar logisch ist), sieht oft keinen oder nur einen geringeren Wert darin, wenn sich jemand anderes an erster Stelle für hungernde Kinder oder Obdachlose einsetzt. Umgekehrt beobachte ich es genauso. Ich finde, dass viele Aktivisten Aktivismus toll finden, aber bitte dann auch nur für ihre Sache. Dabei gibt es so viele Probleme, die angegangen werden müssen, dass es eigentlich unmöglich ist, dass alle sofort alles zum Besseren verändern. Vielmehr ist es wichtig, dass jeder Mensch irgendwo anfängt. Dabei darf es eigentlich nicht so wichtig sein, wo genau. Einem Menschen, der seine Zeit und Energie aufwendet, sich um benachteiligte Kinder und Jugendliche zu kümmern, fehlt genau diese Zeit und Energie möglicherweise an anderer Stelle, etwa um seine Ernährung auf vegan umzustellen, auch wenn es vielleicht das Richtige wäre.

Man darf mich jetzt nicht falsch verstehen, natürlich müssen wir versuchen, in unserem Leben so viel es geht richtig zu machen. Mir geht es aber darum, dass wir nicht ständig mit dem Finger auf andere zeigen sollten, die vielleicht in den Bereichen, in denen wir uns bemühen etwas besser zu machen, noch deutliche Lücken zeigen. Denn anderswo setzen sie sich vielleicht vorbildlich dafür ein, Probleme aus der Welt zu schaffen. Wir sollten eher auf das schauen, was unser Gegenüber besser macht als wir und voneinander lernen. Das geht allerdings nur auf Augenhöhe. Wir müssen also anerkennen, dass es verschiedene Probleme gibt, die angegangen werden müssen. Und, dass deshalb die Menschen, die sich in einem Feld engagieren vielleicht in anderen Bereichen nicht so glänzen können, wie es nach unserer Vorstellung ideal wäre.

Jeder muss irgendwo anfangen. Auch wenn es nicht der Punkt ist, an dem wir selbst angefangen hätten, ist es trotzdem ein Anfang, der das Gesamtbild etwas positiver gestalten kann.