Rubrik:
orientieren
12.07.2021
Autor:
Thea
Rubrik:
orientieren
12.07.2021
Ich habe da so ein Problem. Besser gesagt, eine ganze Generation hat es, glaube ich. Ich habe das Gefühl, etwas zu verpassen. Viel mehr sogar Angst davor, dass mir etwas entgehen könnte. Und das habe ich erst letztens bei mir festgestellt. Davor hatte ich es immer abgestritten und wollte es bei mir selbst irgendwie verdrängen. Doch, und davon kann ich mich nicht frei machen, es ist auch bei mir ein wirkliches Problem.
Und ich glaube - nein, ich bin mir ziemlich sicher -, dass dieses Gefühl sehr durch die Sozialen Medien bedient ist. Dazu zählt nicht nur das Bedürfnis, jeden Ausflug zu posten oder jedes Anstoßen mit einem Boomerang festzuhalten. Ganz nach dem Motto „Was man nicht postet, ist auch nicht passiert“. Es ist wie gesagt auch die Angst, etwas zu verpassen, die dazu kommt. Ich habe das Gefühl, man darf sich doch bloß nichts entgehen lassen.
Aber ist die Erklärung für genau dieses Phänomen nicht vielleicht sogar das gerade beschriebene Motto? Überall bekommt man auf Social Media brandaktuell von allem und jedem gezeigt, was für einen coolen Nachmittag am See andere gerade verbringen oder wie schön das selbstgekochte Essen mit den Freunden angerichtet wird. Es ist fast ein Wettkampf darüber, wer das schönste Bild postet oder wessen Story am coolsten aussieht.
Doch ist es das wirklich wert? Das Handy im Restaurant rauszuholen und eine schicke Story zu posten, um anschließend kaltes Essen zu essen? Oder sich minutenlang aus verschiedensten Winkeln auf einem Geburtstag ablichten zu lassen, bis endlich alle perfekt aussehen? Diese blitzschnelle Welt ohne Makel und Fehler, in der alles supi dupi zu sein scheint – sie ist und bleibt online. Und damit fernab von der Realität. Doch sind wir uns dem denn überhaupt oft genug bewusst?
Selbst wenn es so wirkt, als wären 3 Partys gleichzeitig, ist dies auch erst ab dem Zeitpunkt ein Problem, ab dem man davon weiß. Wäre demnach „Was ich nicht weiß, macht mich nicht heiß“ vielleicht eine bessere Einstellung? Wenn man nicht ändern kann, dass jeden Freitagabend zahlreiche Party-Stories auf der Startseite aufploppen, ist es unter Umständen wirklich besser, sich dem dadurch erzeugten Druck erst gar nicht auszusetzen. Trotzdem bleibt einem immer noch die meiner Meinung nach beste Option, zuerst bei sich selbst anzufangen. Also beim nächsten Mal im Restaurant einfach mal sofort das Essen genießen, während die anderen noch Fotos knipsen.
Was soll dieses ganze geposte denn überhaupt? Es geht im Grunde doch wirklich nur ums Behaupten. Ein Foto kann so oder so nicht den ganzen Abend beschreiben. Und Erinnerungen sind doch sowieso viel besser im Herzen anstatt auf Social Media aufbewahrt. Klar kann ich mich von den ganzen Vorwürfen auch nicht ausschließen, wie anfangs erwähnt bin ich ja genauso. Aber einen Versuch ist es bestimmt trotzdem wert und wer weiß, vielleicht wird es dann ja auch mit der Angst, etwas zu verpassen besser!
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