Rubrik:
orientieren
09.07.2021
Autor:
Thea
Rubrik:
orientieren
09.07.2021
Und das sollen sie nun also sein: Meine letzten Sommerferien. Irgendwie wurde mir das heute erst so richtig auf dem Heimweg bewusst. Im Bus war ich die Älteste. Um mich herum lauter kleine aufgeregte Schüler*innen, die es nicht abwarten können, endlich in die Ferien zu starten. In der Schule ist es seit dem Frühjahr das gleiche, da alle Abiturient*innen nach den Prüfungen nicht mehr in der Schule waren.
Es fühlt sich komisch an, jetzt zu den Großen zu gehören. Ich bin jetzt also eine von denen, die ich früher so bewundert habe. Von denen ich immer gedacht habe, dass sie ja so groß und erfahren sind und einen Plan vom Leben haben. Im Gegensatz zu der kleinen Thea zumindest.
Und natürlich kann ich inzwischen mehr oder wenig Französisch, weiß, dass Klausurbögen von rechts beschrieben werden und, dass man die Eingangstür ziehen anstatt drücken muss. Aber trotzdem fühle ich mich bei weitem nicht so erfahren, wie ich es früher immer von den Großen dachte. Was das Leben angeht, weiß ich sehr wahrscheinlich sogar wirklich echt wenig (Aber über das deutsche Schulsystem wollte ich mich eigentlich in einem anderen Text aufregen). Okay, hin oder her macht es mir irgendwie ein mulmiges Gefühl. Letzten Sommerferien, nur noch ein Jahr Schule - und dann? Irgendwas studieren, so wie jeder. In einer anderen Stadt, ohne meine alten Freund*innen. Und das, obwohl ich mich bei weitem nicht so erwachsen fühle, wie ich es früher von den anderen 11. Klässler*innen immer dachte.
Ist das jetzt gut oder schlecht? Ich weiß es nicht. Aber muss es denn überhaupt eins von beiden sein? Ist es nicht vielleicht einfach okay, so wie es ist? Geht es den anderen nicht genau so? Mehr oder weniger schon! Vielleicht reicht es ja auch einfach, sich dieser Skepsis und Ungewissheit gegenüber dem, was kommt bewusst zu sein und nicht einfach naiv die Oberstufenschülerin zu verkörpern, die sich die kleine Fünftklässlerin Thea damals immer vorstellte. Zweifel und Ängste sind doch eigentlich auch nur normale Gefühle. Es ist okay auch mal keine Ahnung zu haben, meinetwegen auch Sorgen oder sich planlos zu fühlen. All das gehört nämlich auch dazu und viel wichtiger ist es doch, das Hier und Jetzt trotzdem zu genießen! Und genau das nehme ich mir für meine weiteren letzte Male vor. Denn davon wird es in meinem letzten Schuljahr einige geben.
Und genau so wie ich die Rede unseres Schulleiters heute am letzten Schultag dieses Jahres ganz bewusst gehört habe, werde ich dies auch mit der letzten Busfahrt zur Schule und der letzten Pause als Schülerin tun. Ich werde sie genießen, anstatt schon vorher zu melancholisch der vergangenen Zeit hinterher zu trauern. Was habe ich denn dann davon? Erinnerungen und Melancholie sind schön, keine Frage! Aber sollte man den Moment denn nicht lieber ein letztes Mal ganz bewusst genießen, anstatt sofort zu trauern?
Was solche Dinge angeht, bin ich immer ein sehr nachdenklicher Mensch und habe tendenziell schon am Abend vor letzten Malen wie diesen eine unruhige Nacht. Aber vielleicht hilft mir ja diese Einstellung dabei, solche Dinge nicht so schwer zu nehmen. Ich kann es ja sowieso nicht ändern und die Zeit vergeht, auch wenn ich mich noch so sehr davor sträube. Und so geht es schließlich jedem. So wie neue Lebensabschnitte kommen, gehen andere zu Ende.
Und um an dieser Stelle den Bogen zum eigentlichen Thema des Textes zu spannen, werde ich diese letzten Sommerferien auch ganz bewusst genießen und jeden einzelnen Augenblick aufsaugen. Zeit ist endlich, dem sollten wir uns bewusst sein.
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