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Schülerleben live: Die Jugend und die Politik

Ein Porträt-Foto von Emma

Autor:
Emma

Rubrik:
orientieren

24.09.2021

Alle vier Jahre wird in Deutschland gewählt. Der Bundestag, um ganz genau zu sein. Es gelten die Grundsätze einer demokratischen Wahl: frei, gleich und geheim sollen sie sein, sodass jeder deutsche Staatsbürger über 18 Jahre die Möglichkeit bekommt mitzubestimmen, was in diesem Land passiert, nach seinem Gewissen und seiner Einstellung gegenüber allem, was in den nächsten Jahren wichtig sein wird. Alle unter 18 Jahren können dagegen nur warten, bis sie endlich volljährig sind, um ihre Stimme einer Partei zu geben, die ihre Interessen am besten vertritt. Ich bin 17 und habe noch kein Wahlrecht auf Bundesebene. Trotzdem geht diese Wahl mich etwas an, wahrscheinlich bin ich sogar Teil der Generation, die diese Wahl am meisten angeht. Denn wir sind die Generation, die in der Zukunft die Konsequenzen der Entscheidungen tragen muss, die heute getroffen werden.

Noch vor einigen Jahren habe ich von den meisten Menschen immer nur zu hören bekommen, die Jugend würde sich nicht mehr für Politik interessieren und ihnen sei egal, was in unserer Demokratie passiert. Mittlerweile bin ich in dem Alter, in dem Politik interessant wird und die Diskussionen darüber, was eine richtige Entscheidung wäre, welche Partei man wählen oder auch nicht wählen sollte und wie man mit den aktuellen Problemen umgehen sollte, bei jedem Mittagessen in der Mensa schon Normalität geworden sind. Wir sind interessiert, wir kennen die Probleme und wir haben Vorstellungen, wie sie gelöst werden sollten. Diejenigen, die zu den ganz Interessierten gehören, lesen die Wahlprogramme der Parteien und stellen sich die Frage: Wen würde ich wählen, wenn ich es dürfte?

Eine uninteressierte Jugend? Ich sehe sie nicht und ich bin schließlich ein Teil von ihr. Dass es immer Ausreißer gibt, die sich jeder politischen Debatte entziehen, will ich gar nicht bezweifeln. Aber die gibt es eben nicht nur in unserer Generation. Vielmehr stellt sich mir die Frage, warum ausgerechnet jungen Menschen unterstellt wird, sie seien politisch desinteressiert. Wahrscheinlich war es noch nie so wichtig wie heute, dass die junge Generation im Bundestag Gehör findet. Der demografische Wandel, die Coronakrise und an erster Stelle natürlich der Klimawandel, dessen Konsequenzen nicht abschätzbar sind, machen unsere Zukunft ungewiss.

Gerade deswegen sind die Entscheidungen der Gegenwart so interessant. Wir können noch nicht alle wählen, aber wir haben politische Meinungen entwickelt, die nicht unbedingt ein Leben lang unverändert bleiben und in den Augen einiger „älterer“ Menschen vielleicht etwas zu neu, naiv oder auch radikal sein mögen – aber genau das macht uns doch aus. Wir haben den Mut, revolutionär zu denken und Ideen, die uns in andere Richtungen bewegen könnten. Und ich glaube, dass eine Demokratie gerade davon profitieren kann. Sie kann und sollte von einer jungen Generation profitieren, die politisch interessiert und vielleicht auch einmal unzufrieden oder wütend darüber ist, wie mit ihr oder ihrer Zukunft umgegangen wird. Wir sind die Zukunft. Und ein Staat, der sich in Richtung Zukunft entwickeln und auch im internationalen Vergleich zukunftsfähig bleiben will, kann sich glücklich schätzen um eine Jugend, die sich für Politik interessiert und sich eine Meinung bildet. Sie müsste nur etwas mehr gehört werden.