Rubrik:
orientieren
02.07.2020
Autor:
Maril
Rubrik:
orientieren
02.07.2020
Oh ja, irgendwann musste dieses Thema ja mal kommen. Wie jeder reflektierte Abiturient blicke ich auf die Schulzeit zurück und bemerke, dass ich – ohne es wirklich zu bemerken – erwachsen geworden bin. Das erkenne ich nicht nur daran, dass ich nicht mehr in die Kindergrößen bei den Modeketten passe, dass Fremde mich manchmal siezen und ich nun selbst auf die Bank gehen muss. Es liegt auch nicht am Verhalten, denn das ist, seien wir ehrlich, meist genauso kindisch und albern wie noch vor fünf Jahren. Nur hat man als volljährige Person nun einfach noch ein bisschen mehr Verantwortung. Wie man damit umgeht, ist aber eine andere Frage. Ich weiß, mit meinen 18 Jahren bin ich eigentlich längst fällig, was das Erwachsenwerden betrifft. Ehemalige Klassenkameraden absolvieren bald ihr drittes Ausbildungsjahr, haben eine Wohnung und sind auch sonst unabhängiger, verantwortungsbewusster – und ja, erwachsener. Ich ängstige mich jetzt schon ein bisschen vor dem Tag, an dem ich endgültig das Nest und damit Hotel „Mama“ verlasse und studieren werde. Das klingt bei mir immer so, als würde ich alle Brücken abreißen, aber eigentlich ziehe ich nur in eine drei Autostunden entfernte Großstadt und komme vermutlich jeden Monat nach Hause. Das klingt nach einem eigenständigen jungen Erwachsenen, findet ihr nicht?
Kennt ihr diese bedrohlich wirkende Phrase? „Nun beginnt der Ernst des Lebens!“ Ich werde das Gefühl nicht los, dass mir das schon mal jemand zugeraunt hat. Ach ja, als ich damals in die 1. Klasse gekommen bin. Wenn ich nun daran zurückdenke, ist es eigentlich ein absurder Kommentar. Was war denn an der Gundschule so ernst? Der Unterricht hieß zwar Unterricht, aber eigentlich hat er sich nicht so angefühlt. Natürlich war damals alles neu und aufregend und eine Zeit lang blieb das auch so. Nach dem ersten Schultag kam der erste Ausflug, das erste Lob, der erste Tadel, die erste Klassenfahrt, die erste Note. Dann der erste Schultag am Gymnasium, die erste Stunde Physik, das erste Mal Nachmittagsunterricht. Doch irgendwann war diese spannende Zeit der ersten Male vorbei. Mittlerweile war ich groß genug, sodass Erwachsene und ältere Jugendliche mich nicht mehr wie ein Kleinkind behandelten. Immer wieder hörte ich, die Schulzeit sei die schönste und entspannteste Zeit im Leben und ich solle sie doch bitte genießen. Mitten in der stressigen Endphase der 10. Klasse war das natürlich ein kein besonders einfühlsamer Rat und ich kam mir ein wenig verspottet vor. Tja, nun sagen mir die gleichen Leute (und natürlich auch ein paar andere), dass nun wirklich der Ernst des Lebens beginne. Dazu kann ich nur sagen: Na und?
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