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Schülerleben live: Frühling gegen schlechte Laune

Foto von Bloggerin Thea

Autor:
Thea

Rubrik:
orientieren

04.05.2022

Die Tage werden wieder länger, die Temperaturen steigen allmählich und die Natur beginnt aus ihrem Winterschlaf zu erwachen. Ach dieses Frühlingswetter, wie ich es liebe! Besonders nach den dunklen Wintertagen merke ich immer, wie sehr äußere Umstände wie das Wetter zu meiner Laune beitragen. Es zieht mich richtig nach draußen, wenn ich beobachte, wie die Wiesen nach und nach ein immer kräftiger werdendes Grün annehmen und sich die ersten gelben Löwenzahn-Blümchen zwischen den Pflastersteinen durchzwängen.

Seit dem Herbst besitze ich ein E-Bike und merke erst jetzt, wie sehr sich diese Anschaffung doch gelohnt hat. So steige ich bei diesem Frühlingswetter viel lieber aufs Fahrrad, als mich in das stickige Auto zu setzen, um von A nach B zu gelangen. Ich als Dorfkind habe das Privileg, mitten in der Natur zu wohnen. So fahre ich auf dem Weg zu Freund*innen immer über Felder und Wiesen und bekomme so das Frühlingserwachen hautnah mit. 

Letztens, als ich mal wieder gestresst von einem Termin nach Hause radeln wollte und ich eh schon schlecht gelaunt war, erlebte ich einen augenöffnenden Moment. An einer Stelle des Nachhausewegs fahre ich für gewöhnlich immer in den tiefen Spuren der Traktoren mitten über eine Wiese. Bei uns im Sauerland ist es bekanntermaßen ziemlich bergig, daher kommt zum unebenen Untergrund der Wiese auch noch eine nicht ganz unwesentliche Steigung hinzu. Das ist mit dem E-Bike natürlich kein Problem, sollte man meinen. Wenn man sich allerdings beim Fahren noch über den bereits in der Vergangenheit liegenden Termin ärgerte, nützt einem selbst das E-Bike nichts. So war ich also gedanklich gar nicht bei der Sache und verpasste den richtigen Moment, um am Berg einen Gang runterzuschalten. Durch dieses Missgeschick fiel ich fast auf die Nase und ärgerte mich danach unheimlich, absteigen zu müssen und mein sperriges Fahrrad das letzte Stück des Berges über die Wiese hoch zu zerren. Ich kämpfte sehr mit dem kleinen Kind in mir, welches sich in diesem Moment zu Wort meldete und furchtbar gerne mit dem Fuß gestampft oder das doofe Fahrrad liebend gerne voller Wut den Berg runtergeschubst hätte. Doch in Anbetracht der Tatsache, dass ich am helllichten Tage, in den Furchen der Tracktorreifen, mitten auf einem Hang stand, konnte ich mich doch noch dazu aufraffen, diese zugegebenermaßen ziemlich trotzige Reaktion zu unterdrücken. 

Ich atme also immer noch verärgert tief durch und versuchte mein nicht nur durch die Anstrengung, sondern sicherlich auch durch Emotionen bedingt schneller pochendes Herz auf Normalfrequenz zu bringen. Ich drehte mich einmal herum, um den Berg hinab zu blicken und durch den bereits zurückgelegten Weg die Frustration gegen ein Erfolgserlebnis auszutauschen. Dabei löste das mir nun zu Füßen liegende Szenario ganz andere Emotionen als gedacht aus. Die eben noch da gewesene schlechte Laune verflog augenblicklich, als ich erkannte, in was für einer atemberaubenden Kulisse ich eben noch mein Fahrrad verfluchte. Die Sonne ließ den plätschernden Bach wunderschönen glitzern und die Wiese, auf der ich stand, war übersäht mit leuchtend gelben Löwenzahn. Ich traute meinen Augen nicht, als ich die atemberaubende Natur bestaunte, welche von in den Himmel hineinragenden Bergen umfasst wurde. Vollkommen faszinierend meldete sich erneut das eben noch trotzige kleine Kind in mir zu Wort und konnte dem Ansichtskarten ähnelnden Anblick kaum trauen. Ich war in diesem Moment wirklich überwältigt und verstand nicht ganz, wie ich diese traumhafte Landschaft bei den letzten Heimwegen übersehen konnte. 

Ich stand in einer wie gemalten Umgebung und hatte mich soeben noch übers Absteigen am Berg geärgert? Der Frust war plötzlich wie weggeblasen und ein seliges, warmes Gefühl machte sich in mir breit. Inzwischen wieder positiv gestimmt entschloss ich mich, den Rest des Heimweges ganz bewusst und nicht ganz so eilig wie sonst nach Hause zu fahren. Und so die Schönheit der Natur aktiv zu bewundern, anstatt die Augen aufgrund der mir entgegenkommenden Insekten krampfhaft zuzukneifen. Hätte mir jemand im Vorhinein gesagt, dass ich nach diesem doof gelaufenen Treffen mit solch einer guten Laune heimkehre, hätte ich dieser Person sehr wahrscheinlich einen Vogel gezeigt. Und doch hat mich das Leben mal wieder überrascht und wollte mich eine Lektion lehren.