Rubrik:
orientieren
24.05.2022
Schülerleben live: Wo bleibt der Abistress?
Ich stecke mitten in meinen Abiturprüfungen. Deutsch und Englisch habe ich bereits geschrieben und damit sind zumindest schon einmal die Fächer fertig, die vom Lernaufwand eher überschaubar sind. In den sprachlichen Fächern muss man eher weniger die Inhalte einzelner Themen auswendig lernen, sondern vor allem zeigen, dass man in der Lage ist, Texte zu analysieren, was mir zum Glück immer relativ leichtgefallen ist. Es folgen nun noch eine Klausur in Biologie und eine mündliche Prüfung in Philosophie, beides Fächer, in denen man vor allem viel auswendig können muss und das theoretische Wissen, welches man sich im besten Fall im Unterricht angeeignet hat, anwenden können. Allein in Biologie sind es sage und schreibe ca. 120 Seiten Lernzettel, die ich mir aus den Unterrichtsinhalten der letzten zwei Jahre zusammengeschrieben habe und nun auswendig lernen muss. Ich bin fest davon ausgegangen, meine Tage nach Ostern ausschließlich mit Lernen verbringen zu müssen und nicht nur einmal kurz vorm Verzweifeln zu sein.
Doch nichts dergleichen. Meine Vorstellungen von der Zeit der Abiturprüfungen wurden bei Weitem nicht erfüllt. Die letzten Jahre, in denen mir andere von ihrem Abitur erzählt haben, haben den Eindruck erweckt, als wäre es beinahe unmöglich, das Abitur zu schaffen, ohne jeden Tag mindestens acht Stunden lernen zu müssen. Zu meinem großen Glück wurden diese Vorstellungen nicht erfüllt. Maximal eine Stunde am Tag habe ich mit meinen Schulbüchern verbracht und komme allmählich zu dem Schluss, dass die ganze Hysterie und der Wirbel, der um die Abiturprüfungen gemacht wird, zumindest in meinem Fall, völlig an der Realität vorbeigehen. Ich will hier aber auch nicht für alle angehenden Abiturienten sprechen, denn ich bin weder jemals eine schlechte Schülerin gewesen noch habe ich Ansprüche auf ein herausragendes Abitur, um später einmal Medizin oder Psychologie studieren zu können. Daher kann ich die aktuelle Zeit ganz entspannt bei Sonnenschein im Garten sitzen, ein bisschen lernen und mir ansonsten ganz viel Zeit für Dinge nehmen, die ich wirklich gerne mache. So angenehm hätte ich mir meine Abiturzeit nie vorgestellt.