Rubrik:
studium
30.10.2019
Autor:
Enne
Rubrik:
studium
30.10.2019
Ich liebe es, mich über meine Sprache auszudrücken und mit anderen Menschen zu kommunizieren. Mir ist das auch noch nie sehr schwergefallen. Deswegen liebe ich auch das Theater, ich höre gerne anderen Menschen zu, lausche Geschichten und Stimmen. Ich habe mir nie Gedanken darüber gemacht, was passiert, wenn ich mich einmal nicht mehr so ungezwungen ausdrücken kann und ich meine Mitmenschen nicht mehr verstehe. Doch genau das ist nun auf einmal der Fall, denn oft reichen meine Spanischkenntnisse im Alltag nicht aus und ich habe Schwierigkeiten, alles zu verstehen und mich auszudrücken. Am Anfang war das ein großes Hindernis für mich, besonders im Unterricht an der Hochschule. Vor jedem Satz musste ich erstmal eine ganze Weile nachdenken, mich an die Zeitformen, an die Worte und die Aussprache erinnern. Und wenn sie mir dann einfielen, war es oft schon zu spät und meine Chance, etwas zum Gruppengespräch beizutragen, war verstrichen. Ich redete mir zudem oft ein, dass meine Mitschülerinnen eh nicht mit mir reden wollten, da es ihnen sicher zu anstrengend und zeitaufwendig war, mich zu verstehen. Ich schämte mich sehr und fragte mich oft, warum ich denn überhaupt nach Spanien gegangen bin. Ich begann erst umzudenken, als ich mich mit anderen Erasmusstudierenden austauschte und erfuhr, dass die meisten von ihnen nur Unterricht auf Englisch hatten. Viele drückten gegenüber mir ihre Bewunderung aus, wenn sie erfuhren, dass meine Fächer nur auf Spanisch unterrichtet wurden. Und ich begann immer mehr, mich nicht mehr dafür zu schämen, was ich nicht verstand, sondern stolz darauf zu sein, was ich verstand und dass ich die Möglichkeit nutzte, Spanisch zu lernen. Und zum Glück besteht das Theater ja nicht nur aus Sprache, sondern auch aus Gestik, Mimik, Musik und Tanz. Besonders die Unterrichtsstunden, in denen diese Disziplinen gefragt waren, gefielen mir deshalb sehr gut, denn dann konnte ich mich auf verschiedene Weise ausdrücken und mein Selbstbewusstsein in meiner Klasse immer weiter aufbauen. Ich versuchte, mir weniger Druck zu machen und mich über jeden Fortschritt zu freuen, oder wie meine Mitschülerinnen sagten: Poco a poco!
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