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Ungarische Sprache, Geschichte und Politik

Anna

Autor:
Anna

Rubrik:
studium

06.02.2023

Hilfe, die Zeit verfliegt! Seit gestern bin ich nicht mehr in Budapest und damit ist mein Auslandssemester leider schon vorbei. Zum Abschluss möchte ich hier noch von einigen meiner Eindrücke zu Sprache, Geschichte und Politik in Ungarn erzählen.

Wie ist es, in einem Land zu leben, dessen Sprache man kaum spricht? Als sehr sicherheitsliebende Person hatte ich vor Beginn meiner Zeit in Budapest Angst, mich nicht verständigen zu können. Aber ich wurde positiv überrascht: Entweder auf Englisch, mit Pantomime, Online-Übersetzer oder meinen fleißig gelernten Brocken Ungarisch kam ich in wirklich jeder Situation gut durch. Und darauf bin ich sehr stolz! (Trotzdem ist es angenehm, wieder zurück im deutschsprachigen Raum zu sein und beim Friseur nicht mehr zittern zu müssen, ob die Haare wegen meiner fehlenden Sprachkenntnisse gleich überraschend zehn Zentimeter kürzer sind als geplant.)

Die Sprache ist in Ungarn auch geschichtlich sehr interessant. Wusstet ihr, dass Teile der Bevölkerung im ungarischen Königreich vor 200 Jahren Deutsch gesprochen haben? Oder dass Ungarn nach dem ersten Weltkrieg ganze zwei Drittel seiner vorherigen Fläche verloren hat – und dass es deshalb heute noch immer große ungarischsprachige Minderheiten in den Nachbarländern gibt? Einerseits wurde Ungarn also stark und teils sehr gewaltsam von deutscher und österreichischer Seite geprägt. Andererseits erklärt ein Blick in die Geschichte auch einige Streitthemen in Osteuropa – und Ungarns Verhältnis zu Russland. 

Und das führt mich zur aktuellen politischen Situation, denn die kann man natürlich nicht ignorieren, wenn man in Ungarn studiert. Leider geraten die Hochschulen gerade immer mehr unter Druck der Bildungspolitik des Orbán-Regimes. Viele Universitäten wurden wegen Korruptionsgefahr und inhaltlicher Beeinflussbarkeit für das nächste Semester sogar aus dem Erasmusprogramm herausgenommen.
Gerade deshalb bin ich wirklich froh, dass ich noch in Budapest studieren und mich mit vielen aufgeschlossenen Ungar:innen austauschen durfte, die mir gezeigt haben, dass dieses Land mehr zu bieten hat als nur seinen zweifelhaften politischen Führer.

Insgesamt kann ich ein Auslandssemester außerhalb der „typischen“ europäischen Zielländer sehr empfehlen! Und zwar nicht nur wegen des etwas geringeren Preisniveaus und dem in meinem Fall leicht geringeren Arbeitsaufwand im Studium. Es waren vor allem die tollen Reisemöglichkeiten und die Chance, ein weniger „bekanntes“ europäisches Land und seine Kultur kennenzulernen, die mein Auslandssemester sehr bereichert haben!