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Was tun nach dem Abi?: 300 km/h

Autor:
Max

Rubrik:
orientieren

11.07.2019

Nach viereinhalb Stunden Schlaf klingelte mein Wecker und ich schlich mich aus dem Hostel. An der Hauptstraße konnte ich mit etwas Glück ein Taxi ergattern. Am riesigen Bahnhof angekommen fand ich den Schalter für mein Ticket zu meiner großen Erleichterung ohne Schlange vor – ich war nämlich spät dran. Dann noch schnell durch die Sicherheitskontrolle und zum Bahnsteig, wo der Zug bereits stand. Zehn Minuten später und ich hätte ein großes Problem gehabt.
Der Zug nahm schnell Fahrt auf. Die nächste Stunde brauste ich mit 300 km/h durch die chinesische Walachei. Nur in größeren Städten hielt der Zug. Ich sah viele braune Hochhäuser, breite Straßen und industrielle Gelände – nach Hightech und architektonischer Meisterleistung sah das nicht gerade aus.
Nach einiger Zeit machte ich Bekanntschaft mit meiner Sitznachbarin, einer 23-jährigen Frau, die sich auf dem Weg nach Peking befand. Sie sprach tatsächlich ein paar Worte Englisch und bot mir etwas von ihrem Essen an, was mir sehr gelegen kam, da ich nur Kekse und trockene Instantnudeln aus Kathmandu bei mir hatte. Sie brachte mir ein paar chinesische Wörter bei, wobei mich die Aussprache vor größere Schwierigkeiten stellte.
Neuneinhalb Stunden und 2.000 Kilometer später stieg ich in der 11-Millionen-Metropole Shijiazhuang aus. Nun hieß es zweieinhalb Stunden auf den nächsten Zug warten. Um 22 Uhr kam ich schließlich in Dezhou – meinem Aufenthaltsort für die nächsten drei Wochen – an und wurde von Andy, einem Angestellten von meiner Praktikumsfirma „Hi-min“, in Empfang genommen. Wir rollten die restlichen Kilometer über breite, leere Straßen. Im Dunkeln sah ich bereits die ersten Umrisse vom „Solar Valley“, das ab morgen mein Arbeitsplatz sein würde.
Die Wohnung von Andy war nicht gerade gemütlich. Aber gut, damit kam ich erstmal klar. Andy teilt sich die Wohnung mit einem anderen Mitarbeiter. Immerhin hatten sie eine Waschmaschine, was schon mal ein großer Fortschritt war. Nach den vergangenen zwei kurzen Nächten war ich inzwischen hundemüde, und obwohl ich auf einer Holzpritsche lag, schlief ich sofort ein.