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Was tun nach dem Abi?: Busfahrt auf dem Dach

Autor:
Max

Rubrik:
orientieren

13.03.2019

Weil wir für den nächsten Tag einen Ausflug geplant hatten, übernachtete ich mit den anderen Volontären im Shanti-Center. Am Morgen krähte uns ein Hahn pünktlich um 4 Uhr aus den Federn. Unten im Hof trieben sich bereits einige Leute herum und beluden in der Dunkelheit einen alten Reisebus mit Kochtöpfen, haufenweise Essen und einem riesigen Lautsprecher. Um 5.30 Uhr – eine Stunde später als geplant – brach der Bus auf. 100 Leute drängten sich auf knapp 30 Sitzen oder suchten Platz im schmalen Gang. Ich quetschte mich auf eine Armlehne und betete, dass sie meinem Gewicht standhielt.

Die Reise ging zu einem Stausee 25 Kilometer südwestlich von Kathmandu, wo wir ein Picknick veranstalteten. Für diese kurze Distanz brauchten wir tatsächlich ganze vier Stunden! Während der Fahrt setzte ich mich für einige Zeit mit anderen Jungs auf das Dach des Busses. Im Schritttempo fuhren wir auf holprigen Straßen an einem steilen Hang entlang durch ein Tal. Jedes Schlagloch versetzte den rostigen Bus in eine beängstigende Schräglage. Ich klammerte mich an die Dachreling des Busses und die festgezurrten Rollstühle fest.

Nicht nur wegen des einmaligen Nervenkitzels auf dem Dach lohnte sich die lange Fahrt. Der klare Stausee lag malerisch eingebettet zwischen mehreren Hügeln. Alle liefen zum See, um sich auf Fischerbooten und Felsvorsprüngen fotografieren zu lassen. Nach der langen Busfahrt waren wir alle ziemlich hungrig – da kam das frisch zubereitete Essen gerade recht. Danach wurde getanzt. Aus dem XXL-Lautsprecher dröhnte ein Nepali-Hit nach dem anderen. Zwischendurch wünschte ich mir, die Musik abschalten und die Idylle des Sees genießen zu können, doch für viele Leute gehörte das laute Dröhnen zur Picknickatmosphäre einfach dazu. Am Nachmittag machte sich Müdigkeit breit. Kurz nachdem die Sonne hinter den Hügeln verschwunden war, fingen wir mit dem Beladen des Busses an. Seltsamerweise dauerte die Heimfahrt deutlich weniger lange und wir kamen unerwartet früh in Kathmandu an. Es stellte sich heraus, dass wir am Morgen einen riesigen Umweg gefahren waren.