Rubrik:
orientieren
16.10.2019
Autor:
Max
Rubrik:
orientieren
16.10.2019
Gestern lernte ich Huang Ming kennen. In den 90er-Jahren hatte er die Entscheidung getroffen, dass er seinen Kindern ein Leben ohne blauen Himmel nicht zumuten möchte. Schon damals war die Luftverschmutzung ein ernsthaftes Problem in China. Huang Ming kündigte seinen gut bezahlten Job in der Ölindustrie und investierte sein gesamtes Vermögen in die Solarforschung. Es zahlte sich aus, denn seine Firma Hi-min ist heute der größte Solarproduzent in China. Huang Ming wird deshalb auch chinesischer "Sonnenkönig" genannt und gewann für seine Leistungen bereits den alternativen Nobelpreis.
Hätte ich sein Gesicht nicht gekannt, wäre er mir gar nicht aufgefallen unter den anderen Arbeitern, mit denen er unterwegs war. Huang Ming ist kein typischer CEO: Jeden Tag trägt er normale Arbeitskleidung wie seine Angestellten und legt nicht viel Wert auf Status. Einmal pro Woche trifft er sich zum Kicken mit Freunden und Kollegen auf einem Kunstrasenplatz. Wirklich professionell ist das Ganze zum Glück nicht, sodass ich sogar mitspielen durfte. Ich hatte wirklich großen Respekt vor diesem Mann.
Eigentlich hatte ich mich bezüglich meines Studiums schon ziemlich festgelegt, doch William eröffnete mir am Abend im Gespräch nochmal völlig neue Perspektiven. Seine ganze Arbeit auf freiwilliger Basis inspirierte mich, außerdem hatte ich das Gefühl, dass er viel in seinem Leben erreicht hatte, ohne dabei auf das Wissen aus seinem Studium zurückgreifen zu müssen. Zwar wollte ich deswegen jetzt nicht mein geplantes Studium über den Haufen werfen, aber ich fragte mich, was ich tatsächlich erreichen wollte.
Morgen würde es für mich nach Peking gehen. Und als ob mir William und Vivian nicht schon genug geholfen hatten, trommelten sie nun auch noch alle möglichen Freunde in Peking zusammen, sodass ich nicht in ein Hostel gehen musste, sondern einmal mehr in Kontakt mit Einheimischen kam. Einige von Williams Freunden hatten selber Kinder, denen sie von zu Hause aus Englisch beibrachten. Durch meinen Besuch erhofften sie sich einen neuen Impuls, außerdem freuten sie sich über den kulturellen Austausch – eine Win-win-Situation also.
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