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Was tun nach dem Abi?: Kriegszustände

Autor:
Max

Rubrik:
orientieren

21.03.2019

Holi – das hinduistische Festival der Farben. Um 10 Uhr versammelten wir Freiwilligen uns gemeinsam mit der Gastfamilie auf der Dachterrasse des Volontärheims. Kleine Päckchen mit Pulver in verschiedenen Farben lagen bereit. Alle trugen weiße T-Shirts, die allerdings nicht mehr lange im Sonnenlicht glänzen würden. Und dann ging es los: Die Päckchen wurden aufgerissen und jeder ging auf jeden los – mit einer Handvoll Farbe. Das Ziel: die Farbe im Gesicht und auf dem T-Shirt zu verteilen.
Die Farbe ist nur der eine Teil. Aus einem kleinen Becken auf dem Dach schöpfte mein Gastbruder mit einem Eimer Wasser und leerte ihn über unseren Köpfen aus. Nach der Farb- war nun auch die Wasserschlacht eröffnet. Niemand blieb trocken oder ohne Farbe. Die nasse Farbe verteilte sich im Gesicht wie Kriegsbemalung. Auf den T-Shirts landeten bunte Handabdrücke. Vom Nachbarsdach flogen Wasserbomben zu uns rüber. Eine Stunde lang lieferten wir uns die Schlacht unseres Lebens, bevor die Erschöpfung uns einholte.
Das Programm war damit aber noch lange nicht vorbei, denn nach einer kurzen Pause brachen wir auf in Richtung Shanti-Center. Auf der Straße begegneten wir feiernden Nepalesen. Im Vorbeigehen riefen wir uns „Happy Holi“ zu und jedes Gesicht bekam mit Schmackes einen Farbwischer ab. Dieses unbekümmerte Feiern mit fremden Menschen auf der Straße war mir völlig neu. Klar, es gibt auch in Deutschland Straßenfeste oder Festivals, aber irgendwie ist die Barriere zu anderen, fremden Leuten größer. Der zwischenmenschliche Umgang hier in Nepal gefällt mir. Auf die Leute, die nicht mitfeierten, wurde dabei trotzdem Rücksicht genommen – man ließ sie in Ruhe weiterlaufen.
Im Shanti-Center wurden wir ebenfalls nicht verschont – eine Wasserbombe traf mich voll am Ohr, woraufhin ich erstmal nichts außer ein lautes Piepen hörte. Aber kurz danach ging es weiter und die Kinder bekamen die volle Ladung zurück.
Am Ende des Tages war nicht nur ich, sondern ganz Kathmandu in Farbe getaucht – eine besondere Abwechslung. Denn ansonsten erscheint die Stadt durch Staub und Smog grau und trüb.