Rubrik:
orientieren
02.04.2019
Autor:
Max
Rubrik:
orientieren
02.04.2019
Die Einweihung eines Hauses in Nepal unterscheidet sich deutlich von der deutschen Tradition. Ich hatte heute die Ehre, einem solchen Richtfest beizuwohnen und kam damit auf eine neue Art und Weise mit der hinduistischen Kultur in Berührung.
Das nagelneue Haus lag im Wald in einem Vorort Kathmandus. Die Hausherrin Sunita arbeitet als Lehrerin bei Shanti. Wir bereiteten zusammen mit anderen Frauen das Essen vor, bis ein Priester mit seiner Gehilfin eintraf. In der Mitte des Wohnzimmers – hier war noch kein Boden verlegt – wurde mit Backsteinen eine Feuerstelle gebaut. Der Priester erteilte Anweisungen, wie die Feuerstelle geschmückt werden sollte. Seine Gehilfin streute mit einem weißen Pulver feine Muster auf die Backsteine. Bananen, Granatäpfel und ungekochter Reis in Bananenblättern wurden ebenfalls dazugelegt. Wenig später entzündete der Priester das Feuer und die Zeremonie begann.
Der Priester und seine Gehilfin rezitierten Gebete und bei bestimmten Worten warfen sie zusammen mit der Gemeinschaft Körner in das Feuer. Die Körner waren eine Opfergabe für die hinduistische Gottheit Krishna. Daraufhin lief die Gemeinschaft im Kreis um das Feuer. Währenddessen sang der Priester ein improvisiertes Loblied auf Krishna, das von allen im Chor wiederholt wurde – ein bisschen wie hinduistischer Gospel. Zu guter Letzt bekam jeder ein Tika, den typischen hinduistischen roten Fleck auf der Stirn, und der Priester band jedem ein Armband um. Anschließend gab es ein reichhaltiges Mittagessen.
Bei der Einweihung fiel mir auf, dass die Nepalesen die Zeremonie sehr locker gestalteten. Es war kein Problem, dass wir an der Einweihung teilnahmen, obwohl wir vom Hinduismus wenig wussten. Mir gefiel diese Lockerheit, vor allem da mir dadurch der Zugang zur Religion erleichtert wurde.
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