zum Inhalt

Zwischen Bachelor und Master: Kulturschock Oberpfalz

Foto von abi>> Blogger Ferdinand

Autor:
Ferdinand

Rubrik:
orientieren

29.07.2019

Schönsee, Oberpfalz in Bayern. Stadt-Status. 2.471 Einwohner, sagt Wikipedia. Wenige Kilometer bis zur tschechischen Grenze. Ein Supermarkt, zwei Fleischer, drei Bäcker. Einmal in der Woche kommt der Grillhändl-Wagen, einmal der mit der Pferdewurst. Der Bahnhof hat dicht gemacht, ab und an fahren Busse zum nächstgelegenen Bahnhof. Ohne Auto ist das Leben hier hart. Schönsee, oder die Stadt mit den drei Lügen, wie sie manch einer nennt. Erstens: Keine Stadt. Zweitens: Kein See. Drittens: Nun ja, nicht wirklich schön. Und nun ist das mein Zuhause für die nächsten drei Monate.
Hierher verschlagen hat mich mein Praktikum im Centrum Bavaria Bohemia, einem bayerisch-tschechischen Kulturzentrum, das eine absolut einmalige Arbeit leistet. Als gebürtiger Sachsen-Anhalter, der zuletzt in einer Millionenstadt gelebt hat, habe ich in den ersten Tagen einen gehörigen Kulturschock erlitten.
Meine Bayern-Vorurteile? Sie wurden alle bestätigt. Dirndl und Lederhosen? Jawohl. Bei der Vergabe von Zertifikaten für Tschechisch-Kursteilnehmer tauchen einige der Schüler tatsächlich in bayerischer Kluft auf. Katholisch? Aber hallo! Die Glocken im Kirchturm läuten zu jeder Tages- und Nachtstunde. Auch mit dem Dialekt tue ich mir schwer. Nicht selten muss mein Gegenüber darum bitten, seinen Satz nochmal zu wiederholen. Und überall hört man Blasmusik.
Auch wenn Schönsee tatsächlich keinen See hat – stattdessen nur zwei „Weiher“, warum auch immer – und nicht die Vorzüge einer Stadt hat – schön ist es hier ja schon ein bisschen und die Natur ringsum lädt zu ausgedehnten Fahrrad- und Wandertouren ein. Und außerdem kann es mir sicherlich auch nicht schaden, über den eigenen Schatten zu springen und ein neues Fleckchen Deutschland zu entdecken. Also Schönsee, auf geht’s! Ich bin bereit für das Abenteuer Oberpfalz.